
Telefonseelsorge überfordert: Gesundheitsminister für zentrale Krisenhotline
Die Telefonseelsorge in Deutschland unterstützt schon seit Jahrzehnten bei psychischen Krisen und Redebedarf. Nun braucht das Angebot selbst Unterstützung. Obwohl die Telefonseelsorge ganzjährig rund um die Uhr zur Verfügung steht, ist sie häufig nicht erreichbar. Nur 7 von 100 Anrufen konnten laut Recherche vom Bayerischen Rundfunk im Jahr 2023 angenommen werden. Der Bedarf ist sehr groß und kann von den rund 7.700 Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge nicht getragen werden.
Die 18 Millionen Anrufversuche allein im Jahr 2023 zeigen, dass viele Menschen in Deutschland Unterstützung brauchen. Laut Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention erfüllt fast jede vierte Person in Deutschland die Kriterien einer Depression. Auch Angst- und Panikstörungen sowie Zwangs- und Anpassungsstörungen führten oft zu Krankschreibungen. Eine Psychotherapie würden vielen Menschen helfen, jedoch gibt es in vielen Regionen zu wenig Therapieplätze.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat nun einen Entwurf für eine zentrale Krisenhotline vorgelegt. Die Hotline soll als zentrale Anlaufstelle bisherige Hilfsangebote bündeln. Je nach Bedarf werden Hilfesuchende zu spezialisierten Diensten weitergeleitet. Damit reagiert Lauterbach auf die Kritik von Sozialverbänden wie Aktion Psychisch Kranke (APK), Stiftung Depressionshilfe und BApK (BEMpsy berichtete über „Die 113 für die psychische Krise“). Sie fordern schon seit Jahren eine zentrale staatliche Krisenhotline für psychische Krisen.
Die Telefonseelsorge
Die Telefonseelsorge wurde 1956 gegründet und ist ein Angebot der Kirchen in Deutschland. Anrufe bei der Telefonseelsorge sind anonym und kostenfrei. Die Ehrenamtlichen bei der Telefonseelsorge übernehmen häufig auch Nachtdienste. Da Themen wie Einsamkeit, psychische Erkrankungen und akute Krisen wie Suizid häufig vorkommen, müssen die Ehrenamtlichen empathische und belastbar sein. Mittlerweile bietet die Telefonseelsorge nicht nur Telefonberatung, sondern auch Beratung per Chat an.
Quelle: Telefonseelsorge völlig überfordert: Lauterbach plädiert für zentrale Krisenhotline