BEMpsy - Hintergrund
Digital einfach machen – Förderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben durch betriebliches Eingliederungsmanagement unter besonderer Berücksichtigung psychischer Beeinträchtigungen
Im Projekt BEMpsy wurden digital gestützte Tools und eine digitale Plattform im Kontext des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM, § 167 Abs. 2 SGB IX) entwickelt, um schwerbehinderten Beschäftigten oder deren Gleichgestellten die Inklusion und die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Da die Anzahl an Arbeitsunfähigkeitstagen aufgrund psychischer Erkrankungen seit Jahren kontinuierlich steigt, fokussierte das Projekt einerseits auf die Eingliederung von psychisch beeinträchtigten Schwerbehinderten, andererseits auch auf die Eingliederung von schwerbehinderten Beschäftigten, denen eine psychische Beeinträchtigung droht.
Psychische Erkrankungen waren 2019 Anlass für 27,4 Prozent der Krankgeldtage, bilanziert die Deutsche Rentenversicherung. „Die Anzahl der Tage, an denen Beschäftigte alleine aufgrund ärztlich diagnostizierter psychischer Beeinträchtigungen arbeitsunfähig waren, hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt, wohingegen die Zahlen bei den anderen Ursachen relativ stabil geblieben sind“, sagt Prof. Dr. Jochen Prümper, Diplom-Psychologe und Experte für Wirtschafts- und Organisationspsychologie. Darüber hinaus sind psychische Störungen verantwortlich für weit über 40 Prozent der Frühverrentungen in Deutschland, die im Durchschnitt mit 52 Jahren erfolgen. Hierbei stehen nach ICD-10 innerhalb der Hauptdiagnosegruppe der psychischen und Verhaltensstörungen (F00-F99) Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F43), depressive Episoden (F32) sowie andere neurotische Störungen (F48) im Vordergrund (Badura et al., 2018).
Hieraus ergibt sich ein ausdrücklicher gesellschaftlicher Handlungsbedarf, da psychische Gesundheit eine wichtige Voraussetzung für die Arbeitsfähigkeit, Teilhabe und Lebensqualität darstellt. Außerdem sind die häufig langen Ausfallzeiten der Beschäftigten aufgrund psychischer Störungen für Unternehmen / Organisationen und die dadurch bedingte Mehrarbeit der anderen Kolleginnen und Kollegen ein zunehmend bedeutender Aspekt im Kontext des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM).
Bis heute ist der Umgang mit psychischer Beeinträchtigung mit viel Unsicherheit behaftet. Betroffenen fehlt das Wissen über Handlungsmöglichkeiten und Betrieben die entsprechende Handlungskompetenz. Hinzu kommt die Frage nach dem Umgang mit der Stigmatisierung als „zweite Krankheit“.
Mit den dadurch entstehenden Herausforderungen, für das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM), beschäftigten wir uns im Rahmen unseres Projekts „BEMpsy“. Ziel ist die Förderung der Teilhabe schwerbehinderter sowie gleichgestellter Menschen am Arbeitsleben unter besonderer Berücksichtigung (drohender) psychischer Beeinträchtigungen. In Zusammenarbeit mit betroffenen Beschäftigten, Unternehmen und Netzwerken, wurden barrierefreie, digitale Tools für das BEM sowie eine Antistigma-Kampagne entwickelt.