Abhängigkeit (Sucht)
Eine Abhängigkeit kann schwere Folgen haben und beeinflusst oft auch das Leben von Familienmitgliedern, Freund*innen und Kolleg*innen. Diese Website bietet klare Informationen über Abhängigkeiten und wie man mit den Auswirkungen im privaten und beruflichen Leben umgehen kann.
Erklärvideo - Was ist eine Suchterkrankung
Der problematische Gebrauch von Suchtmitteln oder eine Abhängigkeit sind gesellschaftlich ein großes Problem. Viele Menschen in Deutschland sind davon betroffen:
- Im Jahr 2021 hatten 9 Millionen Personen einen problematischen Alkoholkonsum, der auf eine Abhängigkeit hindeutet.
- Im Jahr 2021 zeigten 4 Millionen Personen einen problematischen Tabakkonsum.
- Im Jahr 2021 hatten 2,9 Millionen Personen einen problematischen Medikamentenkonsum.
Auch schädliche Verhaltensweisen wie der Konsum von Computerspielen oder Glücksspiel können zu einer Abhängigkeit führen, die genauso schwerwiegend sein kann.
- Etwa 0,2-0,6% der Erwachsenen sind aktuell glücksspielabhängig.
- Etwa 8,4% der Jugendlichen (12-17 Jahre) und 5,5% der jungen Erwachsenen (18-25 Jahre) zeigen ein problematisches Verhalten mit Internet- und Computerspielen.
Eine Abhängigkeit kann zu gesundheitlichen Problemen oder sogar zum Tod führen. Trotzdem wird der Konsum einiger Suchtmittel in unserer Gesellschaft akzeptiert oder verharmlost. Dies gilt zum Beispiel auch für den regelmäßigen Konsum von Alkohol
Quellen: IFT Institut für Therapieforschung, Epidemiologischer Suchtsurvey, 2021; Hoyer & Knappe, Klinische Psychologie & Psychotherapie, 2021; BZgA, Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2019; Bundesministerium für Gesundheit, Jahresbericht 2021
Abhängigkeit FAQ
Die Fachwelt unterscheidet zwischen zwei Arten von Abhängigkeit:
- der Abhängigkeit von Substanzen (zum Beispiel Alkohol oder Drogen) und
- der Abhängigkeit von Verhaltensweisen (zum Beispiel Glücksspiel oder Computerspielen).
Eine Abhängigkeit hat Auswirkungen auf den Körper und den Geist. Sie kann alle Bereiche des Lebens beeinflussen. Oft vernachlässigen Betroffene ihre Interessen und alltägliche Aktivitäten. Einige richten ihr Leben auf den Konsum der Substanz oder auf die Verhaltensweise aus. Dadurch können privat und beruflich Probleme entstehen.
Eine Abhängigkeit kann sowohl durch Substanzen (wie Alkohol) als auch durch Verhaltensweisen (wie Computer spielen) entstehen. Wenn jemand abhängig ist, kann er den Konsum der Substanz oder das Verhalten nicht mehr kontrollieren. Oft gibt es ein starkes Verlangen danach. Wenn jemand aufhört, das Suchtmittel zu konsumieren, kann es zu körperlichen Symptomen wie Zittern oder Konzentrationsstörungen kommen (Entzugserscheinungen). Die Kriterien einer Abhängigkeit sind in der sogenannten ICD festgelegt. Laut ICD-10 wird eine Abhängigkeit anhand von sechs Kriterien definiert.
Jede Person kann abhängig werden. Manche Menschen haben jedoch ein höheres Risiko als andere, zum Beispiel wenn sie ein geringes Selbstwertgefühl haben oder in einer schwierigen sozialen Situation sind. Aber auch erbliche Faktoren können eine Rolle spielen. Eine stabile Familie und soziale Bindungen können helfen, das Risiko zu verringern.
Es ist schwierig, eine Abhängigkeit bei sich selbst oder anderen zu erkennen. Man kann Online-Tests machen, um einen ersten Hinweis zu bekommen. Aber eine Diagnose sollte von Fachleuten gestellt werden.
Zum Selbsttest:
Abhängigkeit kann sehr unterschiedlich auftreten. Manche Menschen können nach nur kurzer Zeit süchtig nach einem Suchtmittel wie Alkohol oder illegalen Drogen werden oder eine Verhaltenssucht wie Glücksspiel entwickeln. Andere Menschen konsumieren über Jahre hinweg kontrolliert und haben ein geringeres Risiko, süchtig zu werden.
Eine Abhängigkeit kann durch
- körperliche (biologische, genetische)
- seelische
- soziale Faktoren
entstehen. Wenn in einer Familie bereits Abhängigkeiten aufgetreten sind, kann das das Risiko für eine Abhängigkeit bei anderen Familienmitgliedern erhöhen. Gene und das Umfeld, in dem man aufwächst, spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Art des Suchtmittels beeinflusst ebenfalls die Entstehung einer Abhängigkeit. Manche Substanzen machen stärker abhängig als andere.
Wenn man merkt, dass man von etwas abhängig ist, sollte man das sich und anderen eingestehen. Dann kann man professionelle Hilfe erhalten, zum Beispiel eine Therapie oder Beratung.
Bei Kolleg*innen mit auffälligem Verhalten kann man mit ihnen sprechen und ihnen Unterstützung anbieten. Es gibt auch Stellen wie Suchtberatungen und Psychotherapien, die Hilfe anbieten können.
Es ist ideal, wenn es in einem Unternehmen einen Plan gibt, um Abhängigkeit bei Beschäftigten zu verhindern. Dazu gehören Maßnahmen zur Vorbeugung. Es gibt Trainings, um das Wissen über riskante Einnahme von Suchtmitteln zu erhöhen und Angebote zur Verringerung des Konsums. Es gibt auch Empfehlungen für Vorgesetzte und Schulungen für Personalverantwortliche und Führungskräfte, um Veränderungen bei Mitarbeitern wahrzunehmen. Es gibt auch Beratungsangebote und Ansprechpersonen. Ein Unternehmen kann auch eine Gruppe zur Vorbeugung von Abhängigkeit gründen und sie mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement verknüpfen.
Manchmal kann es verschiedene Probleme am Arbeitsplatz geben, wenn jemand abhängig ist:
- Die Arbeit kann schlechter werden. Das bedeutet, dass die Person Aufgaben später erledigt, die Qualität der Arbeit sinkt oder es mehr Fehler gibt.
- Die Person kann öfter fehlen, weil sie oft krank ist oder mehr Pausen macht. Aber manchmal arbeiten Betroffene auch viel länger als üblich oder machen gar keine Pausen mehr.
- Wie jemand sich gegenüber Führungskräften, Kolleg*innen oder Kund*innen verhält, kann sich ändern. Es können Konflikte auftreten oder die Person wird unzuverlässig und hat oft Stimmungsschwankungen. Die Person kann auch empfindlicher wirken oder sich zurückziehen.
- Manchmal denken Menschen, die von etwas abhängig sind, dass ihr riskantes Verhalten nicht so schlimm ist, obwohl es gesundheitliche und soziale Probleme verursacht. Sie lehnen zunächst oft Hilfe und Behandlung ab.
Gibt es eine Person im Betrieb, der ich vertraue? Vielleicht gibt es so eine Person in der betrieblichen Interessensvertretung oder ein Kollege bzw. eine Kollegin, oder eine Führungskraft. Falls nicht, ist die Selbsthilfe im Suchtbereich eine Hilfe für Betroffene von Betroffenen eine gute Möglichkeit, sich Unterstützung bei einer Abhängigkeit zu holen: www.dhs.de/suchthilfe/sucht-selbsthilfe
Eine Abhängigkeit kann durch die Unterstützung von Selbsthilfegruppen überwunden werden. Ziel ist es, Möglichkeiten zur Überwindung der Sucht kennenzulernen und soziale Kontakte und neue Perspektiven zu finden. Isolation und Ausgrenzung sollen überwunden werden. Suchen Sie sich eine vertrauensvolle Unterstützung im oder außerhalb des Betriebes.
Bei Schwierigkeiten mit der Arbeit wegen gesundheitlicher Probleme kann man dem Arbeitgebenden von den eigenen Problemen erzählen. Nur dann können Arbeitsbedingungen angepasst werden und die Situation verbessert werden. Es gibt jedoch keine allgemeine Empfehlung für Offenheit und Transparenz, da dies von der Einstellung des Arbeitgebers gegenüber psychischen Beeinträchtigungen abhängt. Im Folgenden sind einige Ansprechpersonen aufgeführt, die Ihnen helfen können:
- BEM-Team/ BEM-Beauftragte
- Betriebsärztin/-arzt
- Betriebs-/Personalrat bzw. Mitarbeitendenvertretung
- EAP (Employee Assistance Program)
- Personalverantwortliche Personen im Betrieb bzw. Führungskraft
- Schwerbehindertenvertretung (SBV)
- Sozialberatung
Einen guten Überblick zur Unterstützung gibt Ihnen zum Beispiel die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen DHS (www.dhs.de). Außerdem können Sie auf unserer Seite nach externen Unterstützungsmöglichkeiten suchen. Hier geht's zur Suche.
Ja. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) hat zum Ziel, Ihre Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen, zu erhalten und zu fördern und Ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Wenn Sie länger als sechs Wochen am Stück oder wiederholt innerhalb eines Jahres arbeitsunfähig waren, sollte Ihr Arbeitgeber Sie zu einem BEM einladen. Weitere Informationen zum BEM finden Sie hier . Wenn Sie noch nicht eingeladen wurden, wenden Sie sich an die zuständigen Personen des BEM. Im Rahmen des BEM müssen Datenschutz und absolute Vertraulichkeit gewährleistet sein.
Neben dem BEM, was vorrangig eingesetzt werden muss, kann ein betrieblich vereinbarter Stufenplan unterstützende Möglichkeiten bieten.
Der Stufenplan ist ein Suchtpräventionsprogramm und ein wichtiges betriebliches Hilfeangebot. In verschiedenen Schritten werden unterschiedliche Fürsorge- bzw. Klärungsgespräche geführt. Diese reichen von niederschwelligen Gesprächen mit Ihrer Führungskraft zu Verhaltensauffälligkeiten (z. B. durch das Aufzeigen von Hilfsangeboten) bis hin zu disziplinarischen Konsequenzen, wenn sich Ihr Verhalten nicht verändert. Bitte denken Sie daran: Ein Stufenverfahren möchte Ihnen helfen, aus der Suchtfalle herauszukommen.
Beide Verfahren (BEM und Stufenplan) sollten also bewusst koordiniert werden, um die positiven Effekte zu nutzen und – rechtliche – Kollisionen zu vermeiden. Ein Stufenverfahren und ein BEM-Verfahren können sich so unter bestimmten Voraussetzungen sehr gut ergänzen und Sie bei der Wiedereingliederung unterstützen.