Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Wenn eine Person ein traumatisches Ereignis erlebt, kann sie völlig aus der Bahn geworfen werden – es kann zu einer sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kommen. Auf dieser Seite finden Sie verständliche Informationen rund um traumatische Belastungen und Tipps zur Bewältigung im (Berufs-)Alltag.

Im modernen Sprachgebrauch verwendet man häufig Begriffe wie „traumatisch“ oder “triggern”. In der Psychologie wird von einem „Trauma“ oder „traumatischen Ereignissen“ gesprochen, wenn einen Menschen etwas völlig aus der Bahn wirft: Betroffene erleben eine psychische Ausnahmesituation. Diese wird ausgelöst durch ein überwältigendes, lebensbedrohliches Ereignis. Ein solches Erlebnis kann z. B. ein schwerer Unfall, eine Gewalttat, eine (Natur-)Katastrophe, Missbrauch oder Krieg sein. 

Traumatische Ereignisse sind zum Glück selten, können aber starke Folgen für die Psyche haben: Es kann zu einer sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kommen. 

Selbst wenn ein traumatisches Ereignis nicht unmittelbar im Arbeitskontext geschieht (z. B. in Form eines Arbeitsunfalls oder Einsatzes), kann sich die extreme Belastung der Betroffenen stark auf ihre Arbeitsfähigkeit auswirken. 

Quelle: DGPPN Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie,
Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V.

PTBS FAQ

Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die als Folge auf ein sogenanntes „Trauma“ auftritt. Ein solches Trauma kann über einen längeren Zeitraum stattfinden, beispielsweise wenn eine Person einen Krieg miterlebt. Manchmal wiederholen sich traumatische Erlebnisse über einen längeren Zeitraum, z. B. bei sexuellem Missbrauch oder anderen Gewalterfahrungen. Es kann sich aber auch um ein einmaliges Ereignis handeln, wie z. B. ein schwerer Autounfall oder ein Überfall. 

Typisch für eine PTBS ist, dass das Erlebte die Person nicht loslässt. Die belastenden Erinnerungen kehren immer wieder. Eine PTBS kann die Betroffenen auch noch Jahre danach beeinträchtigen. So können das Familienleben, die Ausübung des Berufes oder soziale Beziehungen stark belastet werden. 

Laut ICD-11 tritt eine PTBS in der Regel innerhalb von 3 Monaten nach dem traumatischen Ereignis auf. In manchen Fällen kann eine PTBS erst viele Jahre nach dem traumatischen Ereignis auftreten. Den Betroffenen helfen in der Regel die Unterstützung des sozialen Umfelds sowie eine Psychotherapie (siehe unten „Behandlungsmöglichkeiten“) zur Bewältigung der traumatischen Erfahrungen. 

Quellen: gesund.bund.de (Bundesministeriums für Gesundheit), www.springermedizin.de, World Health Organization (WHO)

Voraussetzung für die Diagnose einer PTBS ist, dass die Person ein schweres Trauma erlebt hat. Eine „klassische“ PTBS zeigt folgende Symptome: 

  • Wiedererleben: Betroffene „durchleben“ das Trauma wieder und wieder in Form von lebendigen Erinnerungen (Flashbacks), Rückblenden oder Albträumen. Z. B. können Betroffene das traumatische Ereignis in der Gegenwart sehen (innere Bilder), riechen, schmecken, hören oder fühlen. 
  • Vermeidungsverhalten: Betroffene vermeiden Situationen, Orte oder Menschen, die sie an das Erlebte erinnern. 
  • Anhaltende Wahrnehmung einer aktuellen Bedrohung: Betroffene leiden unter einem ständigen Gefühl der Bedrohung, in Gefahr zu sein. Das kann sich äußern in einer verstärkten Schreckreaktion (z. B. auf unerwartete Geräusche) oder in einer erhöhten Wachsamkeit. Eine PTBS kann diagnostiziert werden, wenn diese Symptome gemeinsam über mindestens vier Wochen lang anhalten, und sie das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. 

Quellen: gesund.bund.de (Bundesministeriums für Gesundheit), www.springermedizin.de, World Health Organization (WHO)

Eine PTBS kann sich potentiell bei allen Personen entwickeln, die ein Trauma erleben oder erlebt haben. Wichtig zu wissen ist: Eine PTBS ist eine normale Reaktion auf ein „unnormales Ereignis“. 

In Deutschland sind pro Jahr ca. 1,5 Millionen Erwachsene von einer akuten PTBS betroffen. Frauen erkranken zwei- bis dreimal häufiger an einer PTBS als Männer, ältere Menschen tendenziell eher als jüngere. Es wird geschätzt, dass etwa 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland im Lauf ihres Lebens mindestens einmal eine PTBS entwickeln. 

Besonders gefährdet sind: 

  • Personen, die Grenzsituationen ausgesetzt sind: Das sind z. B. Beschäftigte der Polizei und Feuerwehr, Rettungssanitäter*innen, Lokführende, Soldaten, Journalist*innen in Krisengebieten oder auch Ärzt*innen und Psycholog*innen, die mit traumatisierten Menschen arbeiten. 
  • Psychisch vorbelastete Menschen: bei Personen, die unter Depression, Angststörung oder Suchterkrankung leiden, ist das Risiko für eine PTBS höher. 
  • Geflüchtete und Asylsuchende: Bei dieser Personengruppe ist das Risiko, eine PTBS zu entwickeln, zehnmal höher im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Man schätzt, dass in Deutschland 40 bis 50 von 100 Geflüchteten unter einer PTBS leiden. 

Nicht alle Personen, die ein Trauma erlebt haben, erkranken an einer PTBS. Ob es zu einer PTBS kommt, hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem 

  • von der Art des Traumas, 
  • von der Dauer des Traumas, 
  • davon, ob das Trauma wiederholt passierte, 
  • von individuellen Faktoren in der Person (z. B. Umgang mit Stress, psychische Ressourcen, psychische Vorerkrankungen), 
  • von der sozialen Unterstützung, die die Person erhält. 

Quellen: gesund.bund.de (Bundesministeriums für Gesundheit), Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), psychenet – Hamburger Netz psychische Gesundheit

Nicht jede PTBS verläuft gleich. Wie genau eine PTBS verläuft und wie die Person das Trauma verarbeitet, hängt von vielen Faktoren ab, u. a. von der Schwere und der Art des Traumas. Symptome einer PTBS verlaufen oft über mehrere Monate oder auch Jahre. 

Erste Beschwerden können schon kurz nach dem traumatischen Ereignis auftreten, manchmal aber auch erst Jahre später. Es kann z. B. sein, dass eine Person erst im höheren Alter eine PTBS durch ein Kriegstrauma aus der Kindheit entwickelt. 

In etwa 30 von 100 Fällen halten die Beschwerden 3 Jahre oder länger an und können chronisch werden. Diese Menschen neigen häufig zu weiteren psychischen Beschwerden, wie z. B. Suchterkrankungen. 

In vielen Fällen verschwinden die PTBS-Beschwerden nach einiger Zeit wieder. Dann verarbeiten Menschen das Erlebte; das traumatische Ereignis wird zur „normalen“ Erinnerung. Es wird nicht mehr als belastend empfunden. 

Quellen: gesund.bund.de (Bundesministeriums für Gesundheit), Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)

Die Ursache für eine PTBS ist ein sogenanntes Trauma: Das ist ein überwältigendes, lebensbedrohliches Ereignis, wie z. B. ein schwerer (Arbeits-)Unfall, eine Gewalttat, eine Katastrophe oder Krieg. Bei einem Trauma erleben Betroffene eine psychische Ausnahmesituation. 

Ein Trauma kann 

  • einmalig auftreten, wie z. B. ein schwerer Arbeitsunfall, Autounfall, Überfall oder ein medizinischer Notfall
  • über einen längeren Zeitraum stattfinden, z. B. Miterleben eines Krieges, oder 
  • sich über einen längeren Zeitraum wiederholen, z. B. bei Gewalterfahrungen oder sexuellem Missbrauch. 

Bestimmte Berufsgruppen sind eher mit Traumata (also stark belastenden Ereignissen) konfrontiert: Z. B. Beschäftigte der Polizei und Feuerwehr, Rettungssanitäter*innen, Lokführende, Soldat*innen und Journalist*innen in Krisengebieten. Für Rettungssanitäter*innen ist PTBS bereits als Berufskrankheit vom Bundessozialgericht anerkannt. 

Quelle: Deutsches Ärzteblatt; gesund.bund.de (Bundesministeriums für Gesundheit), Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW).

Eine PTBS lässt sich in der Regel gut behandeln. Wenn die Symptome einer PTBS länger als vier Wochen anhalten, sollte eine erste Beratung durch Fachpersonen (z. B. Hausärzt*innen, Psychotherapeut*innen oder andere Anlaufstellen) erfolgen. 

Am wirksamsten bei PTBS ist die Psychotherapie: Sie bietet einen geschützten Rahmen, um über die traumatischen Erinnerungen und die Beschwerden zu sprechen. Bei der traumafokussierten kognitiven Verhaltenstherapie zum Beispiel lernen Betroffene, sich der belastenden Situation zu stellen. Die Selbstheilungskräfte werden aktiviert und Gedanken oder Gefühle im Zusammenhang mit der traumatischen Situation sollen neu bewertet werden. 

In manchen Fällen können ergänzend zur Psychotherapie Medikamente (Psychopharmaka) sinnvoll sein. Das schätzt die oder der behandelnde Ärzt*in je Einzelfall ein. 

Quellen: gesund.bund.de (Bundesministeriums für Gesundheit), Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW); Deutsche Gesellschaft für Traumatherapie (DeGPT)

Starke Beschwerden einer PTBS beeinflussen oftmals stark den Alltag der Betroffenen. Unter anderem Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten können dazu führen, dass sie den beruflichen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Es zeigen sich womöglich 

  • lange Arbeitsunfähigkeitszeiten, 
  • Schwierigkeiten bei der Wiederaufnahme der Tätigkeit, 
  • Vermeidungsverhalten gegenüber bestimmten (Teil-)Tätigkeiten, 
  • Rückzugsverhalten gegenüber Kolleg*innen, 
  • Verhaltensauffälligkeiten (z. B. Suchtgefährdung) oder gar 
  • Berufs-, Tätigkeitsaufgabe, Berufsunfähigkeit. 

Auch kann es sein, dass Betroffene am Arbeitsplatz wiederholt „getriggert“ werden, also an das traumatische Erlebnis erinnert werden. 

Einige Betroffene mit PTBS sind über längere Zeit nicht arbeitsfähig. Andere arbeiten weiter und tragen lange Zeit die schwere Traumatisierung als „stillen Kampf“ mit sich, ohne dass das betriebliche Umfeld davon erfährt. Die meisten Menschen, die ein Trauma erlebten, verarbeiten das Erlebte nach einiger Zeit. Bis dahin sind oft viel Unterstützung, Zuwendung und Zeit notwendig – auch im betrieblichen Kontext. 

Quellen: gesund.bund.de (Bundesministeriums für Gesundheit), Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW); Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV)

Die Unterstützung durch Kolleg*innen und Führungskräfte ist für Betroffene mit PTBS sehr wichtig: Hören Sie Betroffenen gut zu, fragen Sie sie, wie es ihnen geht und vor allem, was sie gerade brauchen. Insbesondere in Berufen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für traumatische Ereignisse ist es wichtig, dass Kolleg*innen und Führungskräfte mit wachen Augen auf diejenigen achten, die von Einsätzen etc. zurückkehren. Die möglichen Symptome einer PTBS zu kennen, gibt Sicherheit im Umgang mit Personen, die möglicherweise an einer PTBS leiden. 

Wenn Sie merken, dass jemand sich anders als vorher verhält, gehen Sie behutsam auf die Person zu und schildern Sie Ihre Sorgen. Bieten Sie ein Gespräch an. Eine positive Arbeitsumgebung kann dazu beitragen, dass sich die Person öffnet. 

Tipps für ein Gespräch: 

  • Wählen Sie einen ruhigen Moment und einen angenehmen Raum. 
  • Stellen Sie sicher, dass die betroffene Person der Situation zustimmt. 
  • Sprechen Sie die Person alleine an, um ungestört reden zu können. 
  • Beginnen Sie das Gespräch, indem Sie die Person respektvoll nach ihrem Befinden fragen. 
  • Fragen Sie die Person, was sie gerade braucht. 
  • Hören Sie der Person aufmerksam zu. Wenn die Person nicht über ihre Probleme sprechen möchte, respektieren Sie das. Signalisieren Sie, dass Sie zu einem späteren Zeitpunkt bereit für ein Gespräch sind. Sie können helfen, indem Sie Informationen bereitstellen. Ermutigen Sie die Person, sich professionelle Hilfe zu suchen. Betriebliche Sozialberatung, EAP , Selbsthilfegruppen, Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen oder externe Beratungs- und Anlaufstellen können unterstützen.

Quellen: gesund.bund.de (Bundesministeriums für Gesundheit), Bundeswehr.

Wenn man selbst ein traumatisches Ereignis erlebt hat bzw. die PTBS Auswirkungen auf die Arbeit hat, kann man darüber nachdenken, offen mit dem Arbeitgeber bzw. dem Umfeld darüber zu sprechen. Dabei hilft ein vertrauensvolles, wertschätzendes Arbeitsumfeld. Durch eine offene Kommunikation können die Arbeitsbedingungen angepasst und die individuelle Situation am Arbeitsplatz verbessert werden. 

Folgende interne Ansprechpersonen können Betroffenen im Betrieb helfen: 

Ja. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) hat zum Ziel, Ihre Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen, zu erhalten und zu fördern und Ihren Arbeitsplatz zu erhalten. 

Wenn Sie länger als sechs Wochen am Stück oder wiederholt innerhalb eines Jahres arbeitsunfähig waren, sollte der/die Arbeitgebende Sie zu einem BEM einladen. 

Informationen zum BEM finden Sie hier. Wenn Sie noch nicht eingeladen wurden, wenden Sie sich an die zuständigen Personen des BEM. Im Rahmen des BEM müssen Datenschutz und absolute Vertraulichkeit gewährleistet sein.

Auch im betrieblichen Kontext können – wenn auch zum Glück selten – traumatische Ereignisse auftreten. Arbeitgebende haben Pflichten, sich mit dem Thema auseinander zu setzen: 

  • Arbeitgebende tragen die Fürsorgepflicht für ihre Beschäftigten, d. h. Sorge für die Gesundheit und das Wohlergehen. 
  • Arbeitgebende habe eine Meldepflicht, wenn ein Arbeitsunfall eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen oder den Tod eines Beschäftigten zur Folge hat. 
  • Arbeitgebende müssen eine Gefährdungsbeurteilung durchführen; auch für Gefährdungen durch traumatische Ereignisse. 

Im Idealfall hat sich Ihr Betrieb auf mögliche traumatische Ereignisse im Arbeitskontext (wie z. B. Arbeitsunfälle, Übergriffe oder sonstige belastende Situationen) vorbereitet, um im Ernstfall professionell reagieren zu können.

Tipps für den Umgang
mit PTBS-Betroffenen

Folgendes können Kolleg*innen, Führungskräfte und Arbeitgebende im Umgang mit PTBS-Betroffenen tun: 

  • Offene Kommunikation: Ob, wann und wie Betroffene über ein Trauma sprechen wollen, ist individuell. Wenn Betroffene dies tun, sollten Kolleg*innen behutsam nachfragen, was die Bedürfnisse der Betroffenen sind. Z. B. kann eine offene Kommunikation über persönliche Trigger der Betroffenen die Zusammenarbeit erleichtern. 
  • Empathie und Verständnis für verändertes Verhalten: Einige Betroffene ziehen sich zurück oder können sich nicht mehr so gut ins Team integrieren. Hier sollten Kolleg*innen und Führungskräfte Verständnis zeigen. So können sich Betroffene an ihrem Arbeitsplatz sicher aufgehoben und rücksichtsvoll behandelt fühlen.
  • Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice: PTBS-Betroffene leiden häufig unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Um das Arbeiten flexibel an den eigenen Rhythmus anpassen zu können, kann die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice eine enorme Entlastung für Betroffene sein. Sollte die Arbeit im Homeoffice nicht möglich sein, können Rückzugsmöglichkeiten im Büro helfen. 
  • Rahmenbedingungen: Soziale Unterstützung ist für die Gesundung generell wichtig. Insgesamt sollten Betriebe Rahmenbedingungen schaffen, die eine Traumatisierung zumindest nicht verschlechtern. So sollten z. B. in Branchen, in denen ein höheres Risiko für Traumata vorherrscht, Glaubenssätze wie „Da musst du als Ärzt*in/Soldat*in [etc.] eben durch“ hinterfragt werden. 
  • Unterstützungsangebote: Betriebliche Angebote, wie z. B. die Sozialberatung oder ein EAP , können Beschäftigte im Allgemeinen bei Problemen rund um Beruf, Gesundheit und Privatleben unterstützen. 

Quellen: gesund.bund.de (Bundesministeriums für Gesundheit), Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV)