Angststörung
Angststörungen gehören zu den weltweit häufigsten psychischen Beeinträchtigungen. Auf dieser Seite erhalten Sie übersichtliche Informationen zu Angststörung und wie diese im (Berufs-) Alltag bewältigt werden kann.
Erklärvideo - Was ist eine Angststörung
Angst ist eine normale Emotion und ein natürliches Warnsignal vor Gefahren. Tritt das Gefühl der Angst jedoch dauerhaft auf und bestimmt das Handeln im Alltag, kann dies ein Hinweis auf eine Angststörung sein. Eine Angststörung kann den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Diese Seite soll Ihnen übersichtliche Informationen zu den verschiedenen Formen von Angststörungen und möglichen Ursachen geben. Sie soll dabei helfen, die Auswirkungen einer Angststörung im Privatleben und (Berufs-) Alltag zu bewältigen.
Angststörung FAQ
Angst ist ein natürlicher Schutzmechanismus. Sie warnt uns, wenn wir in Gefahr sind. Menschen haben vor unterschiedlichen Dingen Angst. Wenn die Bedrohung vorbei ist, verschwindet die Angst normalerweise wieder. Aber bei manchen Menschen tritt das Gefühl der Angst sehr oft und lang anhaltend auf. Manchmal sogar in Situationen, die nicht gefährlich sind. Die Angst wird dann zu einem unerträglichen Gefühl und kann die Freude am Leben beeinträchtigen. Die Betroffenen versuchen oft, Situationen oder Orte zu vermeiden, die ihre Angst auslösen. Das kann dazu führen, dass ihre Angst schlimmer wird und sie sich immer mehr zurückziehen. Manchmal können sie auch nicht mehr arbeiten.
Quelle: BKK Psych krank im Job, 2019; stiftung-gesundheitswissen.de
Es gibt viele verschiedene Arten von Angst.
Manche Menschen haben Angst vor bestimmten Dingen oder in bestimmten Situationen. Wenn die Angst durch etwas Konkretes ausgelöst wird, nennt man das eine Phobie. Es gibt verschiedene Arten von Phobien, wie zum Beispiel:
- Agoraphobie, auch Platzangst genannt
(Beispiel: in engen Räumen)
Weitere Informationen zur Agoraphobie finden Sie hier. - Soziale Phobie
(Beispiel: in großen Menschenmengen)
Weitere Informationen zur sozialen Phobie finden Sie hier. - Spezifische Phobien
(Beispiel: Spinnen oder Höhen)
Weitere Informationen zu spezifischen Phobien finden Sie hier.
Außerdem gibt es Angststörungen ohne erkennbare konkrete Auslöseroder eine „echte“ Gefahr. Zu diesen Angststörungen gehören:
- Generalisierte Angststörung
Weitere Informationen zur generalisierten Angststörung finden Sie hier. - Panikstörung
Weitere Informationen zur Panikstörung finden Sie hier.
Quelle: Hoyer & Knappe, 2020; gesundheitswissen.de; angstselbsthilfe.de
Jeder Mensch kann eine Angststörung bekommen, auch Kinder und Jugendliche. Wenn man eine Angststörung hat, kann es auch dazu führen, dass man andere psychische Probleme bekommt, wie zum Beispiel Depressionen oder Abhängigkeit.
Innerhalb eines Jahres erkranken 15 von 100 deutschen Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren an einer Angststörung. Davon sind etwa 21 von 100 Frauen und 9 von 100 Männern betroffen.
Am häufigsten liegen spezifische Phobien vor. Bei 15 von 100 Frauen und 5 von 100 Männern wird diese Form der Angststörung festgestellt. Von einer generalisierten Angststörung sind etwa 3 von 100 Frauen und 2 von 100 Männern betroffen. Unter einer Panikstörung leiden 3 von 100 Frauen und 1 von 100 Männern.
Es kann schwierig sein, eine Angststörung zu erkennen. Ein Selbsttest kann helfen, aber es ist immer am besten, eine Diagnose von Fachleuten zu bekommen.
Zum Selbsttest:
Quelle: Jacobi et al., 2014
Je nachdem, welche Beeinträchtigung vorliegt und welches Behandlungsziel im Vordergrund steht, bieten sich unterschiedliche Therapien an. Häufig wird eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten angewendet. Bewährte Maßnahmen sind zum Beispiel Konfrontations -, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen. Aber auch Verhaltens- oder Tiefenpsychologische Therapien sind wirksam.
Quelle: Hoyer & Knappe, 2020; Stiftung-Gesundheitswissen
Eine Angststörung hat oft mehrere Ursachen. Hier sind einige der Faktoren, die bei der Entstehung von Angststörungen eine Rolle spielen können:
- familiäre Faktoren, wie bestimmte Erbanlagen (Gene) oder ein bestimmtes Temperament
- ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn
- erlernte Verhaltensweisen durch Erziehung, Beobachtung oder Informationsverarbeitung
- einschneidende persönliche Lebensereignisse, wie Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Todesfälle
- Stress und (neue) Belastungen im Alltag und Beruf
- eine bereits bestehende andere psychische Beeinträchtigung
Spezifische Phobien können durch tiefe, in der fernen Vergangenheit verankerte Urängste ausgelöst werden, wie die Angst vor gefährlichen Tieren.
Menschen mit einer Angststörung neigen dazu, angstauslösende Situationen oder Objekte zu vermeiden. Dies kann zur Aufrechterhaltung der Angst führen und dazu, dass diese Situationen oder Objekte noch bedrohlicher empfunden werden. Diese Vermeidung kann langfristig zu einem Rückzug aus dem sozialen und beruflichen Leben führen.
Teufelskreis der Angst
Bei der Entstehung einer Panikattacke kommt es zu einem sogenannten "Teufelskreis der Angst":
Eine Panikattacke entsteht oft, wenn man sich in einer Angstspirale befindet. Menschen mit einer Panikstörung nehmen in ängstlichen Situationen ihre Umgebung und ihren eigenen Körper (zum Beispiel den schnellen Herzschlag) stärker wahr als andere. Das löst noch mehr Angst aus und führt zu weiteren Stressreaktionen im Körper. Dadurch werden die körperlichen Symptome noch stärker (z. B. schneller Herzschlag) und es kommen weitere Symptome hinzu (z. B. Schwitzen, Zittern). Man fühlt sich in seiner Angst bestätigt und die Angst steigert sich immer weiter. Die körperlichen Symptome werden als sehr negativ und unkontrollierbar wahrgenommen, was häufig auch zu Angst vor der Angst führt.
Quelle: Hoyer & Knappe, 2020; Testzentrale; Gesundheitswissen.de
Wenn Menschen unter einer Angststörung leiden, kann dies unterschiedliche Auswirkungen auf ihre Arbeit haben.
• Die Arbeitsleistung kann sich verschlechtern, sodass Betroffene an manchen Tagen nur sehr begrenzt arbeiten können.
• Es kann zu höheren Fehlzeiten kommen, insbesondere wenn Betroffene Angst haben, bestimmte Arbeitsaufträge zu erledigen.
• Das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kolleg*innen oder Kund*innen kann sich verändern, da Betroffene soziale Situationen meiden, sich abwehrend verhalten oder sich zurückziehen.
Der Arbeitsplatz selbst kann auch eine Ursache für eine Angststörung sein, wenn es beispielsweise
• hohe Anforderungen und Leistungsdruck gibt oder
• Personen im Arbeitsumfeld sich aggressiv verhalten.
Ebenfalls kann eine Angststörung weitere Erkrankungen mit sich ziehen. So kann sich eine Abhängigkeitsstörung entwickeln, wenn Betroffene ihre Ängste mit Alkohol oder Drogen bekämpfen. Mehr als die Hälfte der Betroffenen (52,6 %) leiden gleichzeitig an einer Depression. Hierdurch können weitere Einschränkungen im Arbeitskontext auftreten.
Quelle: Hoyer & Knappe, 2020
Angststörungen können das Wohlbefinden und den Alltag beeinträchtigen. Angststörungen wirken sich auch auf das private oder berufliche Leben aus. Wenn man eine Angststörung hat und diese nicht behandelt, kann sie schlimmer werden und immer wieder auftreten. Professionelle Berater*innen oder Psychotherapie können helfen.
Wenn man vermutet, dass ein jemand eine Angststörung hat, kann man sie ermutigen, professionelle Hilfe zu suchen. Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, Ärzt*innen oder Psychotherapeut*innen können Unterstützung bieten.
Wenn man selbst eine Angststörung hat und man denkt, dass es Auswirkungen auf die Arbeit hat, kann man darüber nachdenken, offen mit dem Arbeitgeber darüber zu sprechen. Nur dann können Arbeitsbedingungen angepasst werden und die persönliche Situation verbessert werden. Es hängt jedoch von der Einstellung des Arbeitgebers zur psychischen Gesundheit ab, ob es ratsam ist, offen zu sein. Es gibt Ansprechpartner im Betrieb, die helfen können, wie
- BEM-Team/ BEM-Beauftragte
- Betriebsärztin/-arzt
- Betriebs-/Personalrat bzw. Mitarbeitendenvertretung
- EAP (Employee Assistance Program)
- Personalverantwortliche Personen im Betrieb bzw. Führungskraft
- Schwerbehindertenvertretung (SBV)
- Sozialberatung
Ja. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) hat zum Ziel, Ihre Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen, zu erhalten und zu fördern und Ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Wenn Sie länger als sechs Wochen am Stück oder wiederholt innerhalb eines Jahres arbeitsunfähig waren, sollte Ihr Arbeitgeber Sie zu einem BEM einladen. Informationen zum BEM finden Sie hier. Wenn Sie noch nicht eingeladen wurden, wenden Sie sich an die zuständigen Personen des BEM. Im Rahmen des BEM müssen Datenschutz und absolute Vertraulichkeit gewährleistet sein.
In Unternehmen kann man sich um das Thema Angst im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements kümmern. Ein strategisches Gesamtkonzept hat sich als erfolgreich erwiesen. Dieses Konzept sollte idealerweise Folgendes beinhalten:
Vorbeugung (Prävention):
• Die Beschäftigten sollten über Angststörungen aufgeklärt werden, zum Beispiel Informationen über die Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.
• Angststörungen sollten enttabuisiert werden und Schulungen für Vorgesetzte und Beschäftigte sollten angeboten werden.
• Es sollte eine entspannte und angstfreie Arbeitsatmosphäre geschaffen werden.
Maßnahmen:
• Vorgesetzte sollten Handlungsempfehlungen erhalten und Personalverantwortliche und Führungskräfte sollten auf Veränderungen bei Beschäftigten achten.
• Programme zur Stärkung der psychischen Gesundheit, wie Sportangebote und Entspannungskurse, sollten angeboten werden.
Beratung und Hilfe:
• Beratungsangebote und Anlaufstellen sollten für betroffene Beschäftigte zur Verfügung stehen.
• Innerbetriebliche Ansprechpersonen, wie Sozialberatung und Betriebsärzte, sollten für betroffene Beschäftigte da sein.
Es ist wichtig, dass Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Eine Möglichkeit ist es, ein Betriebliches Gesundheitsmanagement aufzubauen, das auch psychische Belastungen berücksichtigt. Dabei sollte es kein Tabu sein, über psychische Probleme zu sprechen. Hier gibt es weitere Informationen zum Aufbau eines Gesundheitsmanagements. Zum Beispiel ist es sinnvoll, eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung durchzuführen und ein Betriebliches Eingliederungsmanagement einzuführen, um Mitarbeitende professionell zu unterstützen.