Angststörung

Angststörungen gehören zu den weltweit häufigsten psychischen Beeinträchtigungen. Auf dieser Seite erhalten Sie übersichtliche Informationen zu Angststörung und wie diese im (Berufs-) Alltag bewältigt werden kann.

ZeitBildbeschreibungSprechertexte
00:00Eine junge Frau schaut misstrauisch zur Seite. Von links nähert sich eine dunkle Gewitterwolke. Blitze zucken. Die junge Frau erschrickt und hält die Hände schützend vor sich.Angst kennen wir alle.

Angst liegt in unserer Natur.

Sie warnt uns vor Gefahren.
00:08

Nächste Szene: Eine Frau hält sich die Faust vor den Mund und schaut nach unten. Neben ihr steht ein Telefon. 

Sie schaut verängstigt, als es klingelt. Eine dunkle Wolke, auf der Angst steht, kriecht aus dem Telefon und umhüllt die Frau.

Ständige Angst in ungefährlichen Situationen kann jedoch eine Angststörung sein.

Eine Angststörung ist eine psychische Erkrankung. Betroffene leiden an intensiven und unkontrollierbaren Angstgefühlen.
00:21Zoom auf das Telefon. Das Telefon wird zu einem Startknopf, auf dem „Angst“ steht. Unter der Überschrift „Phobien“ tauchen Schlagworte auf, die auf den Knopf drücken: Mäuse, Dunkelheit, Höhe, Enge.Es gibt verschiedene Formen von Angststörungen. Übersteigerte Ängste, die mit konkreten Auslösern verbunden sind, nennt man Phobien. Auslöser können bestimmte Tiere oder Situationen sein. 
Es gibt auch Angststörungen ohne erkennbaren Auslöser.
00:37Nächste Szene mit der Überschrift „Generalisierte Angststörungen“. Ein Mann ist in eine Bettdecke gehüllt. In einer Gedankenwolke wird ein Mensch operiert wird, danach erscheint ein Unfallauto. Eine schwarze Wolke, auf der Angst steht, kriecht durchs Bild.Bei der generalisierten Angststörung leiden Betroffene unter permanenten, unkontrollierbaren Ängsten vor schlimmen Ereignissen in der Zukunft.
00:45Nächste Szene mit der Überschrift „Panikstörung“. Eine Frau sitzt mit dem Kopf auf die Hand gestützt mit Blick nach unten. Plötzlich ist sie von einer schwarzen Wolke umhüllt, auf der Angst steht.Bei einer Panikstörung werden Betroffene von einer plötzlich einsetzenden intensiven Angst erfasst:
Einer Panikattacke.
00:55Daneben erscheint eine Frau, die sich die Haare rauft.Diese geht oft mit heftigen körperlichen Reaktionen einher.
01:00Neben der sitzenden Frau, kriecht eine schwarze Wolke mit dem Wort „Angst“ empor.Oft kommt es zusätzlich zur sogenannten Erwartungsangst:
Die Betroffenen haben „Angst vor der Angst“.
01:07Nächste Szene: Die Frau sitzt vor einem Laptop. Sie hält die Brille in der Hand, stützt ihren Kopf ab und hat die Augen geschlossen. Die schwarze Angstwolke umzingelt sie.Am Arbeitsplatz kann eine Angststörung zu unterschiedlichen Problemen führen.
01:12Die Frau wird schwarz eingefärbt und ihre Silhouette gelb durchgestrichen.
Daneben erscheint ein Diagramm mit einem gelben Pfeil, der eine Abwärtskurve beschreibt und das Schlagwort Leistung. Darunter erscheint die Person auf dem Boden sitzend, eine schwarz-gestrichelte Linie umgibt sie.
Zum Beispiel zu häufigen Fehlzeiten, einer schlechteren Arbeitsleistung, verändertem Sozialverhalten oder sozialem Rückzug.
01:20Nächste Szene: Ein Mechaniker in einer Autowerkstatt hält eine Hand vor den Kopf und blickt auf einen gelben Ausdruck. Aus einer geöffneten Motorhaube qualmt es. Es erscheinen die Schlagworte „Überforderung“ und „Leistungsdruck“.Die Arbeit kann aber auch eine Ursache für eine Angststörung sein.

Etwa Versagensängste bei Überforderung und Leistungsdruck.
01:28Nächste Szene: Ein Mann am Schreibtisch. Er hält erschöpft seine Mütze in der Hand. Ein Kollege taucht auf, er hat eine aggressive Körperhaltung und brüllt. Die Schlagworte „dauerhafter Stress“, „Arbeitsumfeld“, „neue Anforderungen“ und eine dunkle Angstwolke tauchen auf. Auf dem Tisch steht ein Startknopf mit der Aufschrift „Angst“, der zunehmend größer wird.Auch Stress und neue Anforderungen oder ein ungesundes Arbeitsumfeld können Ängste auslösen.
01:36Nächste Szene: Eine Therapeutin und ein Patient sitzen sich gegenüber. Der Patient ist von einer dunklen Angstwolke umhüllt, die sich langsam auflöst.Angststörungen können durch Psychotherapie gut behandelt werden.
01:41Nächste Szene: Zwei Männer sitzen nebeneinander, den einen umgibt eine dunkle Wolke, auf der Angst steht. Der andere Mann hört ihm zu und hat ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. Die Angstwolke verschwindet langsam.Mitarbeitende mit Anzeichen für eine Angststörung, sollten in einem offenen, zugewandten Gespräch ermutigt werden, sich professionelle Hilfe zu holen.
01:50Nächste Szene: Ein Bürogebäude. Daneben erscheint ein Dokument mit dem Titel „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ und einem Symbol mit zwei Händen, die eine gelbe Kugel mit einem schwarzen Kreuz halten. Die Schlagworte „Aufklärung“ und „Sensibilisierung“ tauchen auf.Organisationen können dem Thema Angststörungen zudem mit Angeboten im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements begegnen, dazu gehören auch Aufklärung, Sensibilisierung
02:00Zurück zur Situation der beiden Männer: Sie sprechen jetzt angeregt miteinander. Darüber das Schlagwort „Angstfreie Arbeitsatmosphäre“.und eine angstfreie Arbeitsatmosphäre.
02:06Einblendung BEMpsy-Logo und Internetseite www.bempsy.deInformationen und Unterstützungsangebote auf bempsy.de

Angst ist eine normale Emotion und ein natürliches Warnsignal vor Gefahren. Tritt das Gefühl der Angst jedoch dauerhaft auf und bestimmt das Handeln im Alltag, kann dies ein Hinweis auf eine Angststörung sein. Eine Angststörung kann den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Diese Seite soll Ihnen übersichtliche Informationen zu den verschiedenen Formen von Angststörungen und möglichen Ursachen geben. Sie soll dabei helfen, die Auswirkungen einer Angststörung im Privatleben und (Berufs-) Alltag zu bewältigen.

Angststörung FAQ

Angst hat eine natürliche Schutzfunktion. Sie versetzt uns in Alarmbereitschaft, um in gefährlichen Situationen schnell reagieren zu können. Welche Situationen oder Dinge Angst machen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Nimmt die Bedrohung ab, verschwindet die Angst wieder. Bei einigen Menschen tritt das Gefühl der Angst jedoch sehr häufig und lang andauernd auf. Sie erleben es in ungefährlichen Situationen sehr intensiv und können es nicht mehr kontrollieren. Die Angst wird dann zu einem unerträglichen Gefühl und kann die Freude am Leben verringern. Betroffene versuchen häufig, angstauslösende Situationen oder Orte zu vermeiden. Dies kann dazu führen, dass sich ihre Angst verstärkt und sich Betroffene dann völlig zurückziehen. Manchmal können sie auch nicht mehr arbeiten.

Quelle: BKK Psych krank im Job, 2019; stiftung-gesundheitswissen.de

Je nachdem, was die Angst auslöst, können mehrere Formen der Angst unterschieden werden. Häufig treten auch Mischformen auf.

Es gibt Angststörungen, die mit konkreten Auslösern verbunden sind. Diese Angststörungen nennt man Phobien. Es gibt verschiedene Phobien, zum Beispiel:

  • Agoraphobie, auch Platzangst genannt
    Weitere Informationen zur Agoraphobie finden Sie hier
  • Soziale Phobie
    Weitere Informationen zur sozialen Phobie finden Sie hier
  • Spezifische Phobien
    Weitere Informationen zu spezifischen Phobien finden Sie hier.

Außerdem gibt es Angststörungen ohne erkennbare konkrete Auslöser oder eine „echte“ Gefahr. Zu diesen Angststörungen gehören:

  • Generalisierte Angststörung
    Weitere Informationen zur generalisierten Angststörung finden Sie hier.
  • Panikstörung
    Weitere Informationen zur Panikstörung finden Sie hier.

Quelle: Hoyer & Knappe, 2020; gesundheitswissen.de; angstselbsthilfe.de

Jede Person kann eine Angststörung entwickeln, auch Kinder und Jugendliche. Außerdem können Angststörungen mit anderen psychischen Erkrankungen zusammen auftreten oder deren Entwicklung begünstigen, zum Beispiel Depressionen oder Abhängigkeit.

Innerhalb eines Jahres erkranken 15 von 100 deutschen Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren an einer Angststörung. Davon sind etwa 21 von 100 Frauen 9 von 100 Männern betroffen.

Am häufigsten liegen spezifische Phobien vor. Bei 15 von 100 Frauen und 5 von 100 Männern wird diese Form der Angststörung festgestellt. Von einer generalisierten Angststörung sind etwa 3 von 100 Frauen und 2 von 100 Männern betroffen. Unter einer Panikstörung leiden 3 von 100 Frauen und 1 von 100 Männern.

Eine Angststörung bei sich oder bei anderen festzustellen, ist eine schwierige Aufgabe. Einen ersten Hinweis kann hierfür ein Selbsttest sein. Selbsttests kann man oftmals einfach online ausfüllen, wenn die betroffene Person einverstanden ist.  Diagnosen sollten dem Fachpersonal überlassen werden.

Es kann schwierig sein, eine Angststörung zu erkennen. Ein Selbsttest kann helfen, aber es ist immer am besten, eine Diagnose von Fachleuten zu bekommen.

Zum Selbsttest:

 Selbsttest für Angststörungen

Quelle: Jacobi et al., 2014

Wenn Menschen unter einer Angststörung leiden, kann dies unterschiedliche Auswirkungen auf ihre Arbeit haben. 

  • Die Arbeitsleistung kann sich verschlechtern, sodass Betroffene an manchen Tagen nur sehr begrenzt arbeiten können. 
  • Es kann zu höheren Fehlzeiten kommen, insbesondere wenn Betroffene Angst haben, bestimmte Arbeitsaufträge zu erledigen. 
  • Das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kolleg*innen oder Kund*innen kann sich verändern, da Betroffene soziale Situationen meiden, sich abwehrend verhalten oder sich zurückziehen. 

Der Arbeitsplatz selbst kann auch eine Ursache für eine Angststörung sein, wenn es beispielsweise 

  • hohe Anforderungen und Leistungsdruck gibt oder 
  • Personen im Arbeitsumfeld sich aggressiv verhalten.

Ebenfalls kann eine Angststörung weitere Erkrankungen mit sich ziehen. So kann sich eine Abhängigkeitsstörung entwickeln, wenn Betroffene ihre Ängste mit Alkohol oder Drogen bekämpfen. Mehr als die Hälfte der Betroffenen (52,6 %) leiden gleichzeitig an einer Depression. Hierdurch können weitere Einschränkungen im Arbeitskontext auftreten.

Quelle: Hoyer & Knappe, 2020

Es gibt meist nicht nur eine Ursache, warum eine Angststörung entsteht. Oftmals spielen verschiedene Faktoren dabei zusammen. Folgende Faktoren können eine Rolle bei der Entstehung von Angststörungen spielen:

  • familiäre Faktoren, wie bestimmte Erbanlagen (Gene) oder ein bestimmtes Temperament
  • ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn
  • erlernte Verhaltensweisen durch Erziehung, Beobachtung oder Informationsverarbeitung
  • einschneidende persönliche Lebensereignisse, wie Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Todesfälle
  • Stress und (neue) Belastungen im Alltag und Beruf
  • eine bereits bestehende andere psychische Beeinträchtigung

Als Ursache bei spezifischen Phobien werden tief verankerte Urängste vermutet, die in ferner Vergangenheit das Überleben sicherten, z.B. die Angst vor gefährlichen Tieren.

Die Vermeidung von angstauslösenden Situationen oder Objekten kann zur Aufrechterhaltung der Angst führen. Kurzfristig tritt sofort eine Verringerung der Angst ein und man fühlt sich besser. Die angstauslösenden Situationen oder Objekte werden so noch bedrohlicher erlebt. Wegen der Angst, dass dort wieder Angst auftreten könnte, werden sie immer häufiger vermieden. Diese „Vermeidungstaktik“ ist besonders attraktiv, aber nachteilig. Auf lange Sicht kann dieses Vermeidungsverhalten zu einem völligen Rückzug aus dem sozialen und beruflichen Leben führen.

Teufelskreis der Angst

Bei der Entstehung einer Panikattacke kommt es zu einem sogenannten "Teufelskreis der Angst": 

In angstauslösenden Situationen nehmen Menschen mit einer Panikstörung die Umwelt und ihren Körper (z. B. Herzschlag) stärker wahr als andere. Dies löst noch mehr Angst aus und führt zu weiteren Stressreaktionen im Körper. Die körperlichen Symptome werden dadurch noch stärker (z. B. höherer Herzschlag) und es kommen weitere Symptome hinzu (z. B. Schwitzen, Zittern). Man fühlt sich in seiner Angst bestätigt. Die Angst schaukelt sich immer weiter hoch. Die körperlichen Symptome werden als sehr negativ und unkontrollierbar wahrgenommen, so dass es häufig auch zu der Angst vor der Angst kommt.

Quelle: Hoyer & Knappe, 2020; Testzentrale; Gesundheitswissen.de

Je nachdem, welche Beeinträchtigung vorliegt und welches Behandlungsziel im Vordergrund steht, bieten sich unterschiedliche Therapien an. Häufig wird eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten angewendet. Bewährte Maßnahmen sind zum Beispiel Konfrontations -, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen. Aber auch Verhaltens- oder Tiefenpsychologische Therapien sind wirksam.

Quelle: Hoyer & Knappe, 2020; Stiftung-Gesundheitswissen

Personen mit einer Angststörung sind in ihrem Wohlbefinden und Alltag oft beeinträchtigt. Häufig wirken sich Angststörungen auch einschränkend auf das private oder berufliche Umfeld aus. Unbehandelt kann eine Angststörung sich immer mehr verfestigen und dauerhaft auftreten. Professionelle Beratung oder Psychotherapie können Betroffenen helfen.

Deuten bei Kolleg*innen oder Beschäftigten die Anzeichen auf eine Angststörung hin, sollten sie in einem offenen, zugewandten Gespräch dazu ermutigt werden, sich professionelle Hilfe zu holen. Unterstützung bieten zum Beispiel Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen.

Arbeitgebende sollten ein vetrauensvolles Arbeitsklima gestalten, damit sich die Beschäftigten trauen, offen über ihre Beeinträchtigungen zu sprechen. Nur dann können auch die Arbeitsbedingungen angepasst und die individuelle Situation ggf. verbessert werden. Folgende interne Ansprechpersonen sollten besonders für den Umgang mit Beschäftigten mit psychischen Beeinträchtigungen sensibilisiert werden:

Ja. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement hat die Wiederherstellung, den Erhalt und die Förderung Ihrer Arbeitsfähigkeit zum Ziel und möchte Arbeitsplätze erhalten. Sollten Betroffene innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig gewesen sein, dann sollte der Betrieb zu einem BEM einladen. Informationen zum BEM finden Sie hier. Im Rahmen des BEM müssen Datenschutz und absolute Vertraulichkeit gewährleistet sein.

Organisationen können dem Thema Angst im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements begegnen. Als erfolgreich hat sich ein strategisches „Gesamtkonzept“ zum Thema Angststörung erwiesen. Das umfasst bestenfalls folgendes:

Vorbeugung (Prävention):

  • Aufklärung der Beschäftigten über Angststörungen, zum Beispiel: Informationen zum Erkrankungsbild und Behandlungsmöglichkeiten
  • Enttabuisierung von Angststörungen und entsprechende Fortbildungen für Vorgesetzte und Beschäftigte
  • Schaffung einer entspannten, angstfreien Arbeitsatmosphäre

Maßnahmen:

  • Handlungsempfehlungen für Vorgesetzte und Sensibilisierung der Personalverantwortlichen und Führungskräfte für die Wahrnehmung von Veränderungen bei Beschäftigten
  • Durchführung von Programmen zur Stärkung der psychischen Gesundheit, zum Beispiel: Sportangebote, Entspannungskurse

Beratung und Hilfe:

  • Externe Beratungsangebote und Anlaufstellen für (betroffene) Beschäftigte
  • Innerbetriebliche Aechpersonen (Sozialberatung- und/oder Betriebsärztin/Betriebsarzt) für betroffene Beschäftigte

Zur Prävention empfiehlt sich der Aufbau eines ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsmanagements bei den psychischen Beeinträchtigungen kein Tabuthema sind. Hier finden Sie zum Aufbau eines Gesundheitsmanagements weitere Informationen. Hierzu gehört bspw. die Umsetzung einer Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung nach §5 ArbSchG sowie die professionelle Einführung eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements nach § 167 Absatz 2 SGB IX .